Lasst Euch nicht einwickeln! Eine Nachricht an #FridaysForFuture


Liebe junge Leute überall auf der Welt, die ihr bei #FridaysForFuture auf die Straßen geht. Mit großer Sympathie sehe nicht nur ich, was ihr da weltweit auf die Beine gestellt habt und was ihr noch vorhabt.
Ich gehöre zu einer Generation, denen ihr sehr berechtigte Vorwürfe macht. „Hättet Ihr Eure Hausaufgaben gemacht, müssten wir jetzt nicht auf die Straßen!“ sagt Ihr und habt damit Recht.
Selbst die Umweltengagierten unter uns Älteren müssen sich diesen Vorwurf gefallen lassen. Ich selbst bin im Grunde mein ganzes Leben lang an diesem Überlebensthema der Menschheit „dran“ und engagiere mich mit meinen Möglichkeiten – und trotzdem sage ich: Ihr habt Recht mit Eurem Vorwurf. Denn: Wir waren nicht klar genug, wir waren nicht engagiert genug, wir haben uns viel zu früh mit falschen Kompromissen zufrieden gegeben.

Aber gerade deshalb will ich Euch sagen: Lasst Euch jetzt nicht einwickeln!

Viele der jetzt Mächtigen werden schon sehr bald versuchen, mit Euch „in einen Dialog“ einzutreten. Sie werden Euch zu Podien einladen, zu Umweltausschüssen, kurz „zur Mitarbeit“. Sie werden sagen, ihr könntet doch Mitglied in einer Partei werden und all das. Sie versuchen, Euch „einzuwickeln“.
Damit wäre Eurem Protest aber die Spitze abgebrochen. Es ist nicht Eure Aufgabe, den Job der gewählten Politiker und Politikerinnen zu machen. Nein, das ist nicht auch noch Eure Aufgabe.
Deshalb: passt genau auf.
Dialog ist wichtig und natürlich redet man miteinander, das ist gar keine Frage. Aber: passt auf, dass Euch jetzt die „Erwachsenen“ nicht einfach eine Aufgabe über den Tisch schieben, die sie gefälligst selbst zu erledigen haben.

Ich kenne solche „Dialogversuche“ der Mächtigen noch sehr gut aus der Zeit der Diktatur und auch aus den Jahren nach dem Fall der Mauer.
Wenn Protestgruppen zum „Dialog“ eingeladen werden, ist höchste Aufmerksamkeit geboten, denn es geht meistens im Kern darum, dass „alles so bleibt wie es ist“. Und genau darum kann es nicht mehr länger gehen.

Ich wünsche Euch jedenfalls von Herzen, dass Ihr weiterhin sehr klar und sehr laut seid. Ich wünsche Euch auch, dass die Zahl der Unterstützerinnen und Unterstützer von Tag zu Tag, von Woche zu Woche wächst und immer lauter wird. Damit nicht nur geredet wird, sondern, damit sich endlich unser Verhalten ändert.

Es gibt keinen Planeten B. Und die Zeit drängt sehr.

Mit herzlichen Grüßen

Ulrich Kasparick
Parlamentarischer Staatssekretär a.D.
Gründer von Fuer-unsere-Enkel.org

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